Volkswagen bittet zum Käfer-Stündchen im Ragster. AUTO BILD hat die neue Flachdach-Studie des Beetle in Kalifornien gefahren.

"It never rains in Southern California." Von wegen, es regnet nie in Kalifornien. 1972 war das vielleicht so, als Albert Hammond seinen Hit trällerte. Zum Jahreswechsel sieht es hier völlig anders aus. Es schüttet wie aus Eimern, der Sturm treibt düstere Wolken über ein graues, nasses Land.
Nicht gerade typisch für die Gegend, in der sonst ewig die Sonne scheint und das pralle Leben tobt. Und in der Autos entstehen wie der Concept 1. Diesen knubbeligen Beetle- Ideenträger haben wir im Januar 1994 noch als Sensation gefeiert, vom Serien-Auto vier Jahre später waren wir dann nicht mehr ganz so begeistert.
Aus dem Design-Zentrum in Simi Valley, das damals den Käfer-Erben ersann, kommt auch jetzt wieder ein ziemlich verrücktes Auto: der Ragster, VWs Studienbeitrag zur Detroit Auto Show. Das Kunstwort steht für Ragtop – Faltschiebedach – und Speedster.

Basis für den "Käfer mit Dachschaden" ist das Beetle-Cabrio, dessen A-Säule um neun Zentimeter gekürzt und dessen textiles Verdeck durch einen feststehenden, U-förmigen Dachbügel ersetzt wurde. In diesem Rahmen läuft ein Faltverdeck, das elektrisch geöffnet werden kann. Die Seitenscheiben tragen keine Rahmen und sind komplett versenkbar. In einer eventuellen späteren Version soll auch die Heckscheibe herausnehmbar sein. Hinter der großen Heckklappe liegt ein glattflächiger Gepäckraum mit in Wagenfarbe lackierter Ladefläche. Geräumig ist es hier zumindest dann, wenn die beiden Rücksitze umgelegt sind.
Während das seltsame Dach und die gedrungene Statur richtig auffallen, sind die anderen Veränderungen am Auto eher unscheinbar. Viele davon werden wir aber später am Serien-Beetle wiedersehen – wahrscheinlich schon zum Facelift im Sommer.
Das sind zum Beispiel die schärfer geschnittenen Kotflügel, die veränderten Stoßfänger, die neuen, ovaleren Scheinwerfer und Rückleuchten und die breiteren Blinker. Weniger Chancen auf die Serie haben natürlich die mächtigen 19-Zoll-Alus der Studie mit 235er-Reifen, aber sie passen bestens zum niedrigen, extrem flachen Ragster.

Auch das Innere haben die Designer kräftig angehübscht. Neu sind der kantige Schalthebel, die Handbremse, der Rückspiegel direkt auf dem Cockpit. Vor allem das interessant geformte Lenkrad fällt auf. In dem sitzen die Start-Taste für den Motor und der Schalter fürs Dach. Fahrer und Beifahrer sitzen in knackigen Lederschalensitzen.

Unbedingt nötig sind die genausowenig wie die üppigen Brembo-Bremsen, schon weil die Studie von einem 1,9-Liter-TDI angetrieben wird. VW versichert, daß natürlich viele andere Motoren möglich sind. Aber warum nicht? Der TDI rappelt fröhlich, tritt im Drehzahlkeller kräftig an, fällt allerdings mit seinem Geknatter im V8-verliebten Kalifornien etwas auf. Ansonsten hält sich das Interesse in Grenzen. Eigentlich ist das hier doch VW-Land. Der Käfer läuft und läuft noch immer, der Jetta (Bora) steht buchstäblich an jeder Ecke und der Passat in den besseren Vorgärten.
Aber, wer weiß? Wenn irgendwo auf der Welt Automode gemacht wird, dann doch hier im Sunshine State. Man muß den Ragster nicht wirklich schön finden. Aber wenn er kommt, wird er dem etwas alternden Beetle noch mal frisches Leben einhauchen. Ob er denn kommt, darüber hält sich VW noch ziemlich bedeckt. Und das paßt zumindest heute bestens zum Wetter.
Quelle: autobild