Zwei freche Dreisitzer von VW

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rote Zora
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Zwei freche Dreisitzer von VW

Beitragvon rote Zora » Donnerstag 6. November 2003, 09:03

Spaß hoch drei


Das Ein-Liter-Auto war ein Gedankenspiel – ohne Zukunft. Aber die IAA-Studie Concept R soll wahr werden. Und für 2006/2007 plant VW noch zwei weitere Mittelmotorprojekte: Es lebe die Kombination aus Fahrspaß und Sparspaß!



VW Studie CC1
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Eine praktikable und nicht zu teure Lösung stellt das Konzept mit Schiebetür plus nach oben öffnendem Dachelement dar.


Okay, das Ein-Liter-Auto war vielleicht wirklich zu extrem: kein Platz unter der zweisitzigen Glaskuppel, keine Klimaanlage, kaum genug Leistung zum Mitschwimmen im Verkehr, keine vernünftigen Stückzahlen, weil in Konstruktion und Herstellung viel zu teuer.

Trotzdem, die Ernsthaftigkeit, mit der VW das Thema "Sprit sparen durch Leichtbau" vorantrieb, war schon beeindruckend. Man spürte, da steckt mehr dahinter als der lange Schatten des Ferdinand Piëch, der sich mit dem Ein-Liter-Auto die Absolution von der Kollektivschuld namens Phaeton & Touareg sowie Bentley & Bugatti erhofft hatte.

Bernd Pischetsrieder, der jetzt in Wolfsburg das Sagen hat, fand ebenfalls sofort Gefallen an dem minimalistischen Sonderling. Unter der Regie des bärtigen Bayern entstand als zweite Evolutionsstufe eine realistische und bezahlbare, aber nicht minder faszinierende Alternative: die Studie Concept R, mit der VW wieder einen Hecktriebler auf die Räder gestellt hat. Wenn alles glatt geht, ist 2006 Premierenfeier.


VW Studie Concept R
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Das versenkbare Hardtop verleiht dem leckeren Luftikus (geht voraussichtlich 2006 in Serie) fast schon Coupé-Charakter. Der 275 PS starke 3,6-Liter-V6 als Spitzenmotorisierung lässt atemberaubende Fahrleistungen erwarten.


Also kein Ein-Liter-Auto, weil dieses ehrgeizige Projekt kaum zu vernünftigen Preisen darstellbar wäre. Dafür aller Voraussicht nach das heiße Concept R als Boxster-Schreck. So weit, so gut. Doch wo bleiben die kompakten, leichten und vor allem bezahlbaren Spaßmobile? Mittelfristig will VW in dieser emotionsgeladenen Nische einen vernunftbetonten Kontrapunkt zum Concept R setzen.

Das Zwei-Liter-Auto soll beweisen, dass die Begriffe Fahrspaß und Bezahlbarkeit durchaus mit einem extrem niedrigen Verbrauch in Einklang zu bringen sind. Leicht zeitversetzt wollen die Wolfsburger dann das teilweise baugleiche, aber offene Fünf-Liter-Auto vom Stapel lassen.

Beide Modelle – nennen wir sie CC1 und CC2 für Concept Car 1 und 2 – bieten Platz für bis zu drei Personen. Wie im McLaren F1 und in BMWs Z13-Forschungsauto sitzt der Fahrer auch im neuen VW in der Mitte. Dieses Zentrallenker-Layout sieht zwei seitlich nach hinten versetzte und leicht nach außen angewinkelte Sitze für die beiden Passagiere vor. Die Vorteile des Mittellenkers: ausreichend Schulterfreiheit für alle, optimale Achslastverteilung, variables Raumkonzept, kompakte Abmessungen, Wegfall der Rechts-/Linkslenker-Problematik, gute passive Sicherheit.

Der CC1 ist in vieler Hinsicht eine Evolution des Ein-Liter-Autos. Bernd Pischetsrieder erklärt die Strategie: "Wir würden eher ein 2,5-Liter-Auto machen, als das Zwei-Liter-Auto an zu hohen Kosten scheitern zu lassen. Die Eckdaten sind gezwungenermaßen ziemlich extrem. Das Gewicht darf nicht höher sein als 450 bis 500 Kilo. Bei der Motorisierung werden wir uns entscheiden müssen zwischen einem Einzylinder-SDI-Saugdiesel mit 400 bis 500 Kubikzentimeter Hubraum und einem entsprechenden Zweizylinder. Die angepeilte Leistung liegt zwischen zwölf und 16 PS. Als ideale Kraftübertragung empfehlen die Techniker ein kompaktes stufenloses CVT-Getriebe."

Im Gegensatz zum Ein-Liter-Auto, dessen Außenhaut und Struktur aus GFK besteht, ist für das "2,0–2,5-Liter-Auto" ein Materialmix mit den Schwerpunkten Aluminium und Magnesium vorgesehen. Um den cW-Wert so niedrig wie möglich zu halten, entwickeln die Designer eine windschlüpfige und voll verkleidete Karosserie mit möglichst kleiner Stirnfläche.

Um die künftige Fußgängerschutz-Gesetzgebung zu erfüllen, soll der komplette Vorderwagen aus nachgiebigem, in Wagenfarbe lackiertem Kunststoff hergestellt werden. Dieses Formteil, in das auch die Scheinwerfer und Blinker integriert sind, ist über Scharniere und Schnellverschlüsse mit der Karosseriestruktur verbunden. Der kleine Kofferraum befindet sich hinter dem Motor in einem verschließbaren Trägerelement, das unter Umständen im Stil einer Motorrad-Packtasche nur bei Bedarf aufgeschnallt wird. Die Radaufhängung besteht rundum aus doppelten Querlenkern. Vier Scheibenbremsen und eine Zahnstangenlenkung ohne Servounterstützung komplettieren das vorläufige Lastenheft.


VW Studie CC1
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Um die künftige Fußgängerschutz-Gesetzgebung zu erfüllen, soll der komplette Vorderwagen aus nachgiebigem, in Wagenfarbe lackiertem Kunststoff hergestellt werden.


Der CC1 wird möglicherweise im Prototypenwerk Wolfsburg gebaut oder dort komplettiert. Angepeilt ist ein Preis von unter 20.000 Euro. Während zum Sparauto derzeit noch keine Stückzahlprognosen abgegeben werden, sind beim CC2 zwischen 15.000 und 30.000 Einheiten pro Jahr im Gespräch. Dem Fünf-Liter-Auto, das rund 25.000 Euro kosten dürfte, werden schon von den Vorentwicklern überragende Fahrleistungen nachgesagt. So soll der Wagen in weniger als sechs Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Und das gute Leistungsgewicht wird sich natürlich auch im Bereich zwischen 100 und 200 km/h positiv bemerkbar machen.

"Weil es bei diesem Wagen nicht auf die Höchstgeschwindigkeit ankommt, experimentieren wir mit frei stehenden Rädern und mit einem minimalistischen Notverdeck im Stil des Renault Sport Spider", verrät der VW-Chef. "Auch dieses Modell ist ein Dreisitzer, das sich wesentliche Elemente mit dem Zwei-Liter-Auto teilt. Weil wir das Leergewicht auf etwa 650 Kilo drücken wollen, müsste man schon mit einem kleinen Vierzylinder ausgesprochen flott unterwegs sein."

Die Bandbreite der verfügbaren FSI-Aggregate reicht vom 1,4-Liter-Sauger mit 100 PS über zwei Zwischenstufen mit 125 und 150 PS (Turbo und Biturbo) bis hin zum aufgeladenen 2,0-Liter-Triebwerk mit gut 200 PS. Für die Kraftübertragung ist in jedem Fall ein Sechsgang-Direktschalt-Getriebe mit integriertem Automatikmodus zuständig.

VW Studie CC2
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Der offene Dreisitzer soll mit fünf Litern auf 100 Kilometer auskommen – trotz frei stehender Räder und mindestens 100 PS.


Nach unbestätigten Informationen kooperieren die Wolfsburger bei beiden Modellen schon in der Konzeptphase mit Lotus. Ähnlichkeiten zwischen dem VW-Projekt und dem ausgesprochen puristischen Lotus 340 R sind daher nicht zufällig, sondern gewollt. Eine finanzielle Beteiligung an dem englischen Kleinserienhersteller, der für Opel/Vauxhall den Speedster baut, wird jedoch von beiden Seiten dementiert.

Der CC2 erhält vermutlich ein einteiliges, komplett ausgeschäumtes Front-End mit einer eingeklinkten Windschutzscheibe und einer nachgeschalteten Crashbox. Wie beim Ein-Liter-Auto gehören auch beim Fünf-Liter-Auto Airbags, ABS, ESP, Gurtstraffer und eine hochfeste Karosseriestruktur mit stabilem Rundumschutz zu den unverzichtbaren Grundvoraussetzungen. Die Basismodule und die Achskinematik von CC1 und CC2 sind baugleich, doch Räder, Reifen, Bremsen und die Anlenkpunkte der Aufhängung werden selbstverständlich der höheren Leistung angepasst.

In den nächsten zwei Jahren will sich VW zum Thema Leichtbau und Mittelmotor eher bedeckt halten, doch auf der IAA im September 2005 steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens ein Showcar, das Lust machen soll auf die später verfügbaren Kleinserienmodelle. Bernd Pischetsrieder kennt schon heute das Motto von morgen: "Wir wollen beweisen, dass Sparen nicht gleichbedeutend sein muss mit Verzicht. Und dass, wenn man es richtig macht, weniger durchaus mehr sein kann."



Quelle: autobild
Zuletzt geändert von rote Zora am Donnerstag 6. November 2003, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.
Ein runder Gruß
Sylvia


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rote Zora
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Beitragvon rote Zora » Donnerstag 6. November 2003, 09:27

Und hier noch ein paar Bilder :D


Lotus 340 R
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Für den Fünf-Liter-Roadster holt VW sich Rat beim englischen Leichtbau-Profi Lotus, dessen 340 R die Richtung weist.



Mercedes-Benz F 400 Carving
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Auch Mercedes-Benz experimentierte schon mit diesem Design. Der F 400 ist ein Forschungsfahrzeug zur Erprobung von "Drive-by-Wire"-Systemen sowie der aktiven Sturzverstellung. In Kurven ...



Mercedes-Benz F 400 Carving
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... neigen sich die jeweils äußeren Räder bis zu 20 Grad. Eine Technik, die schon bald in Serie kommen könnte.



VW Roadster Concept R
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"Ha, jetzt komme ich", scheint die VW-Studie "Concept R" uns sagen zu wollen. 2006 soll es soweit sein.



VW Roadster Concept R
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Die Heckpartie mit den mächtigen, eckigen Auspuffrohren wirkt sehr bullig



VW Roadster Concept R
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Klassische Formen: Von oben sieht der "Concept R" aus wie ein Porsche Cabrio.



VW Roadster Concept R
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Hinter den beiden Sitzschalen steckt ein 265 PS starker Mittelmotor vor der Hinterachse.



VW Roadster Concept R
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Mini-Tacho vorm Lenkrad, große ...



VW Roadster Concept R
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... runde Bedienelemente: das verchromte Cockpit im "Concept R".



VW Roadster Concept R
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Auf dem Weg nach oben? Der VW-Roadster soll dem ...



Porsche Boxster
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... Porsche Boxster das Fürchten lehren.



Quelle: autobild
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