Neuer Golf mit kleinen Fehlern

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rote Zora
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Neuer Golf mit kleinen Fehlern

Beitragvon rote Zora » Donnerstag 22. April 2004, 10:31

Die Wolfsburger Ikone verleugnet ihre Herkunft nicht - aber macht sie diese auch hinreichend sichtbar?

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Man muss Ikonen hegen und pflegen. Das ist eine Kunst für sich. Sie vertragen keine radikalen Veränderungen, das Design darf allenfalls evolutionären Charakter haben, eine hohe Wiedererkennung sollte stets oberstes Gebot sein.


Sonst verwässern die Kernwerte des zum Kultbild geadelten Markenprodukts.


Ein in der Tat schwieriges Unterfangen. Der Porsche 911 beispielsweise oder der Mini geben gute Beispiele dafür ab, wie man so etwas anstellt. Auch der Golf von Volkswagen genießt ja Kultstatus. Aber gerade bei der Neuauflage haben seine Schöpfer jene kleinen, mitunter kundenrelevanten Fehler zugelassen, die der Ikonenpflege wohl eher abträglich sind. Hier geht es um Fragen der Nachhaltigkeit, der Wertbeständigkeit, der signalisierten Botschaften, des Stils.


Wie groß dürfen bei einem solchen Auto die Design-Schritte sein? Auf welchem Niveau muss der Qualitätsnimbus gehalten werden? Was gehört zur Grundausstattung? Welche Preissensibilität scheint geboten? Der neue Golf hat nun nicht gerade einen Traumstart hingelegt. Zugegeben, die Konjunktur war am Boden und die Konkurrenz ist stärker geworden. Aber gerade deshalb darf er sich in einem schwierigen Marktumfeld keine Schwächen gegenüber seiner Image bildenden Zielkundschaft erlauben. Und schon gar nicht jene, die seinen Status infrage stellen könnten.


VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat zu Recht gesagt: "Ein Golf muss immer ein Golf bleiben und als solcher erkannt werden". Der Wagen hat seine DNA sicher nicht aufs Spiel gesetzt, aber macht er sie auch hinreichend sichtbar? Das Design des neuen Golf in seiner klaren Formensprache und den perfekten Proportionen ist ohne Fehl und Tadel. Es hat sicher lange Bestand und ist frei von modischen Effekten. Das bestätigen alle Experten. Was ihm freilich fehlt, ist ein wenig Fassadenschmuck, der Glanz der edlen Anmutung.


Und hier gibt selbst der neue Chefdesigner des Wolfsburger Konzerns, Murat Günak, zu Bedenken, dass eine Prise mehr "Strahlkraft" dem Golf im wahrsten Sinne des Wortes gut zu Gesicht stehen würde. Die "edle Schnauze" des Concept C vom Genfer Salon, dem künftigen VW Cabrio-Coupé, hätte dem Klassiker von Beginn an jene Premium-Anmutung mit auf den Weg gegeben, die seiner herausragenden Position im Automobil-Markt angemessen erscheint. Ärgerlicher indes die Tatsache, dass die "glänzenden Scheinwerfer-Augen" mit ihren chromummantelten Linsen hinter Klarglas, wie sie noch beim Auslaufmodell zum Serienstandard gehörten, dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Jetzt blicken sie aus traurigen Kunststoff-Gehäusen in die Welt. Auch für Günak keine glückliche Entscheidung, gehört doch gerade die Hightech-Anmutung der Scheinwerfer-Optik zur viel beachteten Kernkompetenz von VW. Eine Nachrüstung ist inzwischen beschlossene Sache.


Dass oftmals nur kleine Fehler große Auswirkungen haben können, zeigt sich auch daran, wie sehr die nachgeschobene Klimaanlage in den Serienumfang (zuvor mit 1250 Euro aufpreispflichtig) den Auftragseingang beflügelt hat. Schließlich ist dem Golf-Kunden keineswegs entgangen, dass im Vorgängermodell das Kühlaggregat schon im Kaufpreis enthalten war. Und bei dem "Jahrhundertsommer" des letzten Jahres wäre es ohnehin ein kluger Schachzug gewesen, schon zur Markteinführung des neuen Golf die Klimaanlage von vorne herein ohne Extra-Geld einzuplanen.

Nichts desto weniger gibt es auch im Innenraum ein paar Irritationen. Einerseits signalisieren diverse "Phaeton-Aspekte" (Blinker im Seitenspiegel, Rückleuchten etc.) den Premium-Anspruch des Golf V, andererseits fassen sich Kunststoff-Installationen im Bereich der Türtafeln und der Mittelkonsole nicht so hochwertig an wie etwa im neuen Skoda Octavia.


Klar, der neue Golf ist, was das Finish angeht, eine Klasse für sich, seine Technik sucht in der Kompaktklasse ihresgleichen, von seiner Status-Neutralität ganz zu schweigen. Über viele Jahre behält jeder Golf seinen Wert. Generationen werden nach ihm benannt, quer durch alle Gesellschaftsschichten ist man stets gut mit ihm angezogen. Und jeder Konkurrent beneidet den Wolfsburger Bestseller um seine einzigartige Erfolgsgeschichte.


Doch in Zeiten wie diesen schauen die aufgeklärten Konsumenten genauer hin, drehen den Euro zweimal um, summieren sich viele kleine Details zu einem fragenden Stirnerunzeln. Mag auch der neue Golf in seiner Wirtschaftlichkeitsrechnung unter dem Strich eine preiswürdige Offerte abgeben, in Sachen Preissensibilität hat VW keine gute Figur gemacht.


Anders hätte es ausgesehen, wenn der Golf ein bisschen weniger asketisch in sein fünftes Leben eingetreten wäre. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Nach Klimaanlage und den jetzt klammheimlich eingeführten verchromten Scheinwerfer-Linsen lässt sich bald auch ein zusätzliches "Chrom-Paket" für eine dezente, aber spürbar markantere Gesichts-Kosmetik ordern.


Die alte Erkenntnis "Warum nicht gleich so?", drängt sich auf. Doch diese Frage kann nur der beantworten, der vorher glaubte schlauer zu sein, als er hinter war.



Quelle: welt.de
Ein runder Gruß
Sylvia


BeetleFun.de - Die menschliche Seite für den New Beetle
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