So kriegt VW wieder die Kurve

Alles Rund um den Volkswagen und die Volkswagen AG
Benutzeravatar
rote Zora
Beiträge: 12233
Registriert: Donnerstag 17. April 2003, 07:28
Wohnort: DüDo - Die Stadt mit dem leckersten Bier

So kriegt VW wieder die Kurve

Beitragvon rote Zora » Donnerstag 15. Juli 2004, 11:43

Die Flaggen in Wolfsburg wehen auf halbmast. Der Konzern schreibt zwar nach wie vor schwarze Zahlen, doch der Gewinn fiel 2003 um 62,6 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro. Schlimmer noch: Das Unternehmen muss Geld aufnehmen, um die nötigen Investitionen zu bezahlen. Schuld am Niedergang haben nicht nur die flaue Konjunktur, der starke Euro und die aufholende Konkurrenz, sondern auch die geringe Produktivität, die hohen Ausgaben, der überforderte Vertrieb – sowie Probleme mit den Produkten. Dabei reicht die Bandbreite von Qualitätsmängeln über fehlende Modellvarianten und verschlafene Technik-Trends bis zu marktfremden Preisen, verspäteten Anläufen und überzogener Höherpositionierung.

Bernd Pischetsrieder muss möglichst schnell die hohen Fixkosten senken: Entwicklung, Einkauf und Produktion verschlingen einfach zu viel Geld. Doch gegen einschneidende Maßnahmen wie Werksschließungen in Deutschland (wo jedes dritte Konzernmodell gebaut wird) und einen Personalabbau im großen Stil wehren sich der Betriebsrat und der Hauptaktionär, das Land Niedersachsen. Deshalb will VW umschichten: teure Modelle nach Wolfsburg und Hannover, Billigautos ins kostengünstigere Ausland.

Auch die Altlasten aus der Piëch-Ära drücken das Ergebnis. Bentley, Bugatti und Lamborghini machen Minus, der Phaeton ist ein Flop, und der hohe technische Anspruch hinterlässt selbst auf den Bilanzen von Seat und Skoda deutliche Bremsspuren.

Hier ist eine Entzerrung der Produktpalette angesagt: Statt sich selbst Konkurrenz zu machen, werden die neuen Nischenmodelle des VW-Konzerns künftig 85 Prozent des Marktes abdecken. Gleichzeitig gilt es, durch Kürzungen in allen Bereichen bis 2006 vier Milliarden Euro einzusparen. Obwohl viele Projekte auf dem Prüfstand stehen, sollten die Marken am Ende gestärkt aus dem Umbruch hervorgehen.

Einen besonders weiten Weg hat VW vor sich. Vor allem der Golf wird in die Zange genommen: von unten durch Billigautos aus Fernost, von oben durch kompakte Premium-Modelle von BMW oder Mercedes-Benz. Um auch in Zukunft höhere Preise als andere Volumenhersteller verlangen zu können, muss VW einen klaren klaren Mehr-Wert in Form von besserer Qualität, überlegener Technik oder attraktiveren Konzepten bieten. Gleichzeitig gilt es, die Kosten zu senken. Das funktioniert nur durch eine Auslagerung der Produktion ins Ausland – Stichwort China, Mexiko, Brasilien und Südafrika. Der New Beetle und der Bora machten den Anfang, der neue Lupo, der Golf Variant und vielleicht auch der nächste Polo werden folgen.

Der Produktionsstandort Deutschland rentiert sich mittelfristig erst vom Passat aufwärts. Hier setzt VW mit dem C1 auf ein neues Technik- und Designkonzept, vom dem später sogar der Phaeton-Nachfolger profitieren soll. Die Strategie stimmt: Nach den kleinen Mittelmotorautos forciert VW auch in der Oberklasse den Heckantrieb, alternative Karosseriekonzepte und spannende Nischenprodukte.

Audi entwickelt sich zügig zum Vollsortimenter im Premium-Bereich. Dabei hat die Marke ihr Potenzial noch gar nicht ausgereizt. In Vorbereitung sind weitere Alu-Autos, die Evolution der quattro-Technik und neue Crossover-Varianten. Den Kernbereich A4/A6/A8 verantworten die Ingolstädter weiterhin in Eigenregie, doch Programmerweiterungen erfolgen im Schulterschluss mit Konzerntöchtern.

Seat wird künftig noch stärker in die Audi-Strategie eingebunden. Die Spanier wollen sportlicher, jugendlicher, moderner werden: Der GTI von morgen heißt Cupra, abgespeckte VW-Ableger wie Arosa oder Alhambra fallen aus dem Programm.

Auch Skoda gewinnt an Eigenständigkeit. Ziel ist es, mit cleveren Raumkonzepten jene Lücken zu füllen, die weder VW noch Seat abdecken. Die Luxusmarken müssen mit der nächsten Modellgeneration endlich Geld verdienen. Statt maßgeschneiderter technischer Inhalte sind Kosten senkende Synergien mit vorhandenen Modulbausteinen angesagt. Ein Ansatz mit Breitenwirkung: Im gesamten Konzern werden das System und seine Strukturen hinterfragt. Bestand hat bei VW künftig vor allem die Veränderung. Aber nur so bekommt VW wieder die Kurve.



Quelle: autobild
Ein runder Gruß
Sylvia


BeetleFun.de - Die menschliche Seite für den New Beetle
____________

Bild

Zurück zu „Volkswagen News“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste