Volkswagen erzürnt Belgien

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rote Zora
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Volkswagen erzürnt Belgien

Beitragvon rote Zora » Donnerstag 23. November 2006, 16:47

Belgiens Arbeiter, Politiker und Gewerkschaften fühlen sich verschaukelt. Das VW-Werk in Brüssel sei effizienter als die hauseigene deutsche Konkurrenz. Jetzt will man auf unbestimmte Zeit streiken

Die Wut ist gross bei den Arbeitern im Brüsseler VW-Werk. «Nach allem, was wir für Wolfsburg getan haben, ist das ekelhaft», sagte ein Arbeiter. Zuvor hatten die Gewerkschaften verkündet, was sowieso schon jeder wusste: Volkswagen plant den Abbau von 4000 Arbeitsplätzen in Brüssel und den Abzug der Golf-Produktion nach Wolfsburg (vgl. Ausgabe von gestern). So bleiben in Brüssel nur 1500 Arbeiter, die in Zukunft vermutlich den Polo bauen sollen. Die Gewerkschaften beschlossen gestern, auf unbestimmte Zeit gegen die Verlagerung zu streiken. Heute will die Werksleitung den Betriebsrat empfangen.


Premier zeigt sich schockiert

Die Entrüstung war auch auf politischer Ebene gross: «Wie die Direktion in Wolfsburg mit uns umgeht, ist inakzeptabel. Der VW-Chef ist nicht nach Brüssel gekommen und hat nur sehr ungern ein Telefongespräch mit Verhofstadt akzeptiert», sagte der Sprecher des belgischen Premierministers Guy Verhofstadt. Dieser hatte bereits zuvor erklärt, er sei «schockiert, dass keine wirtschaftlichen, sondern nationale Interessen» den Ausschlag für den Arbeitsplatzabbau gegeben hätten.

Die belgische Regierung plant für Anfang Dezember ein Treffen mit dem VW-Vorstand, um über die Zukunft des Werks in Brüssel zu beraten. Verhofstadt habe aber wenig Hoffnung. Analysten, Politiker und Gewerkschafter rechnen damit, dass das Werk auf mittlere Sicht ganz geschlossen werde.

Die Folgen für die belgische Wirtschaft könnten noch grösser sein als bisher angenommen. Laut Studien der Zentralbank und des Automobilverbandes Agoria trifft die Restrukturierung nicht nur die 4000 VW-Arbeiter. Die Analysten rechnen damit, dass insgesamt bis zu 12 000 Arbeitsplätze wegfallen, vor allem in den VW-Zulieferfirmen. Die belgische Wirtschaft könnte 0,2% Wachstum verlieren.


Effizienz wird nicht belohnt

In Belgien herrscht vor allem Unverständnis, warum just das Brüsseler Werk zusperren soll. Es galt bisher als besonders effektiv. Tatsächlich hatten die Gewerkschaften immer wieder Verlängerungen der Arbeitszeit akzeptiert. Verhofstadt weist auch das Argument zurück, in Wolfsburg werde billiger produziert. «Bei uns kostet der Arbeiter pro Stunde vier Euro weniger als in Wolfsburg.» Unterdessen hat die belgische Bahn SNCB angeboten, einige Hundert VW-Arbeiter zu übernehmen. Zudem will die EU-Kommission Hilfen prüfen (siehe Kasten).

Die Verlagerung der Golf-Produktion ist nicht der erste Schlag für Belgiens Autoindustrie. Im Winter 1997 kündigte Renault die Schliessung des Werks in Vilvoorde bei Brüssel an. Die rabiate Art der Franzosen wurde sogar vom EU-Parlament kritisiert. Vor drei Jahren baute Ford in Genk 3000 seiner 9000 Arbeitsplätze ab. Inzwischen stellt der US-Autobauer aber wieder Leute ein. Auch bei Opel in Antwerpen geht die Angst um Jobs um. Damit wäre bisher nur Volvo in Gent von Einschnitten verschont geblieben.



Quelle: tagblatt.ch
Ein runder Gruß
Sylvia


BeetleFun.de - Die menschliche Seite für den New Beetle
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