
Ein Osterei besonderer Art haben Quelle und die Drogerie-Kette Rossmann dem traditionellen Autohandel und Autovertrieb ins Nest gelegt. Sie bieten wie kurzzeitig schon Lebensmitteldiscounter Plus auch Pkw an.
Beim Quelle-Versand läuft derzeit eine bis 16. Mai begrenzte Aktion mit 50 smart Cabrio CDI für jeweils 1.990 Euro. Rossmann offeriert im Internet-Versandhandel ab sofort bis 15. Juni Modelle des VW New Beetle Cabriolet mit 1,4 Liter Motor gegen 18.999 in Euro in bar oder per Leasing-Vertrag.
Quelle hat bereits eine "ganz hervorragende" Resonanz auf seine limitierte Offerte. Schon zum Startag 16. April sei eine "hohe fünfstellige Zahl von Bewerbungen" für einen der smart eingegangen, sagte Manfred Gawlas von der Quelle-Presseabteilung der Wirtschaftsnachrichtenagentur ddp.vwd. Nach Aktionsabschluss am 16. Mai würden unter allen Einsendern dann die 50 subkompakten Kleinwagen verlost.
Bei Rossmann wird der 75 PS starke New Beetle Cabrio samt der damit verbundenen autospezifischen Leistungen wie Gewährleistung durch einen Vertragspartner im niedersächsischen Burgwedel erworben, wie Emil Serebrinsky von Rossmann Online Marketing erläutert. Details zur Zahl der vorrätigen Wagen und zum mitwirkenden Kfz-Unternehmen wollte er nicht nennen. Autos seien "eigentlich genug" verfügbar, sagte er auf Anfrage.
Je nach Nachfrage und Erfolg der Aktion sei eine Wiederholung nicht auszuschließen. Rechtliche Probleme sieht Serebrinsky derzeit nicht. Das Projekt sei mit Anwälten abgeklopft.
Der zur Tengelmann-Handelsgruppe zählende Discounter Plus war kürzlich wegen seiner am 24. März gestarteten Internet-Verkaufsaktion für einen VW Golf und einen Ford Focus zu jeweils 17.999 Euro vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) in Berlin abgemahnt worden. Die Verbraucherschützer haben Gespräche mit Anwälten dazu aufgenommen, wie eine vzbv-Sprecherin sagte. Sie halten die Angaben auf den Internetseiten von Plus für irreführend. Es werde nicht klar, wer die Vertragspartner der Kunden sind. Damit verstoße der Discounter gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), das irreführende Werbung untersagt. Plus widersprach der Darstellung.
Zum aktuellen Stand wollte sich der Discounter auf telefonische Anfrage nicht äußern. Auskünfte gebe es nur auf schriftliche Anfrage, hieß es. Auf den Interseiten des Discounters ist das Angebot nicht mehr zu finden.
Zur Herkunft der Wagen wollten sich weder Rossmann noch Quelle näher äußern. Dies sei ein limitiertes, spezielles Angebot, wie die kürzliche Offerte von sehr preisgünstigen Fitness-Bikes für 49,90 Euro, sagte Gawlas. Auf diese Offerte habe es 1,6 Millionen Bewerbungen gegeben. Auch bedeute das jetzige Auto-Angebote keinen generellen Einstieg von Quelle in den Kfz-Handel, betonte er.
Die Auto-Verkaufsaktionen stoßen nicht nur bei Verbraucherschützern, sondern auch bei traditionellen Kfz-Händlern auf Argwohn und Kritik. "Es sind Marketingaktionen, die das Grundproblem der Überproduktion, der EU-Reimporte und der Hersteller-Preispolitik aufzeigen", sagte ein Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels geht hingegen davon aus, dass im Zuge der Liberalisierung des EU-Autohandels Pkw vermehrt in Supermärkten und bei Einzelhändlern angeboten werden.
Als "Standardsortiment" werde es Pkw im Einzelhandel aber "nie geben", zeigte sich der bekennende "Hobby-Autohändler" Pellengahr sicher. Er sieht die sich aus der neuen EU-Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) ergebende Möglichkeit von Auto-Angeboten im Einzelhandel mehr als "Marketing-Kampagnen". Er glaube, dass dadurch "die Nachfrage nach Pkw zusätzlich ausgeweitet" werden könne. Sie werde aber nicht zu Lasten des Auto-Fachhandels gehen, sagte Pellengahr.
Ein DaimlerChrysler-Sprecher betonte, für einen derartigen Verkauf gebe es weder bei der Tochter smart noch bei der Mutter Unterstützung. Auch würden keine Fahrzeuge geliefert. Der Vertriebsweg entspreche nicht dem Anspruch an die Marke und die Kundenbetreuung, erklärte der Sprecher.
Quelle: ntv.de