Immer mehr Tachos sind frisiert
Verfasst: Freitag 16. April 2004, 08:20
Dass der Wert eines Autos auch von der Zahl der gefahrenen Kilometer abhängt, ist bekannt. Wenn sich ein Fahrzeug also nun schwer verkaufen lässt, warum nicht einfach ein bisschen den Tacho manipulieren? Dieser Schwindel greift verstärkt um sich. Wer von privat ein gebrauchtes Auto kauft, sollte auf der Hut sein.
"Mit dem Dreh am Tacho gleichen immer mehr Besitzer ihre Verluste aus", weiß Jörg Ahlgrimm von der Dekra in Stuttgart. "Betrug ist gang und gäbe."
Nach Schätzungen Ahlgrimms sind zwischen 10 und 30 Prozent der gebrauchten Fahrzeuge manipuliert. "Ein Millionengeschäft", betont der Fachmann. Auch beim ADAC schließt man nicht aus, dass bei jedem dritten Auto die Laufleistung frisiert wurde. Andere Experten berichten hinter vorgehaltener Hand, dass in Ostdeutschland vermutlich schon jedes zweite Auto mit zurückgedrehtem Tacho angeboten werde. Offizielle Statistiken gibt es nicht.
"Gelegenheit macht Diebe", ist Jürgen Grieving vom ADAC überzeugt. Die Verlockung, andere mit dem frisierten Tacho übers Ohr zu hauen, ist tatsächlich groß. Schließlich ist die Trickserei am Kilometerzähler nicht gesetzlich verboten. "Das ist ja das Ärgerliche", kritisiert Ahlgrimm.
Die Manipulation gilt landauf, landab als Kavaliersdelikt - auch wenn es im Endeffekt darum geht, zu betrügen, um mehr Geld zu machen. Wer die Zeche zahlt, ist der ahnungslose Gebrauchtwagenkäufer. Oder die Leasingfirma, die einen Wagen mit runtergeschraubter Laufleistung zurückbekommt und vom Leasingnehmer keine Nachzahlung mehr für zu viel gefahrene Kilometer verlangen kann.
Professionelle Justierer
1979 entschied der Bundesgerichtshof, dass Manipulation am Tacho rechtlich noch keine Fälschung technischer Daten bedeutet. Die Dienstleistung professioneller "Tachojustierer" ist nicht illegal. Im Internet sowie in Zeitschriften wird unverhohlen für das rasche Kilometerschrumpfen geworben. Für Kosten zwischen 100 und 400 Euro - je nach Wagenmodell - kann man aus 150.000 Kilometern im Handumdrehen 95.000 machen lassen. Oder noch weniger.
Der Betrug beginnt erst dann, wenn das frisierte Auto wissentlich weiterverkauft oder an die Leasingfirma zurückgegeben wird. "Das Dilemma ist nur mit Hilfe des Gesetzgebers in den Griff zu kriegen", betont Ahlgrimm. Ginge es nach dem Bundesverband freier KfZ-Händler (BVfK), müsste der Kilometerzähler zur Urkunde erklärt und der Dreh am Tacho endlich unter Strafe gestellt werden.
Bislang wurde den Tricksereien allerdings noch kein Riegel vorgeschoben. Wer einen Gebrauchtwagen kauft, muss sich selbst darum kümmern, dass er nicht über den Tisch gezogen wird. Die beste Kontrollmöglichkeit für Laien, dem Tachodreh auf die Spur zu kommen, bietet nach Ansicht Grievings der Blick ins Serviceheft des Gebrauchten. "Da kann man sehen, ob die Kilometerleistung laut Tacho mit der im Scheckheft übereinstimmt", erklärt der ADAC-Sprecher. Ist kein Serviceheft mehr da, sei von vornherein Vorsicht geboten. Eine Alternative: den Vorbesitzer anrufen und nach dem Tachostand fragen.
Inspektionsrechnungen begutachten
Aufschluss könnte auch der Vergleich von Kilometerstand mit den Angaben auf dem letzten TÜV-oder ASU-Bericht bringen. Oder der Abgleich mit alten Reparaturrechnungen. Darauf halten Werkstätten normalerweise immer die jeweiligen Kilometerstände fest. "Den Verkäufer einfach um die letzten Inspektionsrechnungen bitten", rät Ahlgrimm. Gibt es weder Rechnungen noch andere Nachweise, sollten Interessenten auf der Hut sein, wenn der Verkäufer das Auto längere Zeit besaß.
Aufhorchen sollte man, wenn ein Auto nach der letzten Inspektion vor ein, zwei Jahren angeblich nur noch ein paar Tausend Kilometer bewegt wurde. Das kann stimmen, muss aber nicht. Misstrauen ist auch dann angebracht, wenn das Fahrzeug im Laufe seines "Lebens" auf eine Mietwagenfirma zugelassen war, der Motor aber nur eine durchschnittliche Laufleistung hinter sich haben soll.
Wer beim Verkauf von privat Zweifel bekommt, sollte immer die Finger vom Geschäft lassen und lieber zu einem seriösen Gebrauchtwagenhändler gehen, empfiehlt Grieving. Ein hundertprozentiger Schutz vor Tachomanipulation sei aber auch dort nicht zu kriegen.
Quelle: rp-online
"Mit dem Dreh am Tacho gleichen immer mehr Besitzer ihre Verluste aus", weiß Jörg Ahlgrimm von der Dekra in Stuttgart. "Betrug ist gang und gäbe."
Nach Schätzungen Ahlgrimms sind zwischen 10 und 30 Prozent der gebrauchten Fahrzeuge manipuliert. "Ein Millionengeschäft", betont der Fachmann. Auch beim ADAC schließt man nicht aus, dass bei jedem dritten Auto die Laufleistung frisiert wurde. Andere Experten berichten hinter vorgehaltener Hand, dass in Ostdeutschland vermutlich schon jedes zweite Auto mit zurückgedrehtem Tacho angeboten werde. Offizielle Statistiken gibt es nicht.
"Gelegenheit macht Diebe", ist Jürgen Grieving vom ADAC überzeugt. Die Verlockung, andere mit dem frisierten Tacho übers Ohr zu hauen, ist tatsächlich groß. Schließlich ist die Trickserei am Kilometerzähler nicht gesetzlich verboten. "Das ist ja das Ärgerliche", kritisiert Ahlgrimm.
Die Manipulation gilt landauf, landab als Kavaliersdelikt - auch wenn es im Endeffekt darum geht, zu betrügen, um mehr Geld zu machen. Wer die Zeche zahlt, ist der ahnungslose Gebrauchtwagenkäufer. Oder die Leasingfirma, die einen Wagen mit runtergeschraubter Laufleistung zurückbekommt und vom Leasingnehmer keine Nachzahlung mehr für zu viel gefahrene Kilometer verlangen kann.
Professionelle Justierer
1979 entschied der Bundesgerichtshof, dass Manipulation am Tacho rechtlich noch keine Fälschung technischer Daten bedeutet. Die Dienstleistung professioneller "Tachojustierer" ist nicht illegal. Im Internet sowie in Zeitschriften wird unverhohlen für das rasche Kilometerschrumpfen geworben. Für Kosten zwischen 100 und 400 Euro - je nach Wagenmodell - kann man aus 150.000 Kilometern im Handumdrehen 95.000 machen lassen. Oder noch weniger.
Der Betrug beginnt erst dann, wenn das frisierte Auto wissentlich weiterverkauft oder an die Leasingfirma zurückgegeben wird. "Das Dilemma ist nur mit Hilfe des Gesetzgebers in den Griff zu kriegen", betont Ahlgrimm. Ginge es nach dem Bundesverband freier KfZ-Händler (BVfK), müsste der Kilometerzähler zur Urkunde erklärt und der Dreh am Tacho endlich unter Strafe gestellt werden.
Bislang wurde den Tricksereien allerdings noch kein Riegel vorgeschoben. Wer einen Gebrauchtwagen kauft, muss sich selbst darum kümmern, dass er nicht über den Tisch gezogen wird. Die beste Kontrollmöglichkeit für Laien, dem Tachodreh auf die Spur zu kommen, bietet nach Ansicht Grievings der Blick ins Serviceheft des Gebrauchten. "Da kann man sehen, ob die Kilometerleistung laut Tacho mit der im Scheckheft übereinstimmt", erklärt der ADAC-Sprecher. Ist kein Serviceheft mehr da, sei von vornherein Vorsicht geboten. Eine Alternative: den Vorbesitzer anrufen und nach dem Tachostand fragen.
Inspektionsrechnungen begutachten
Aufschluss könnte auch der Vergleich von Kilometerstand mit den Angaben auf dem letzten TÜV-oder ASU-Bericht bringen. Oder der Abgleich mit alten Reparaturrechnungen. Darauf halten Werkstätten normalerweise immer die jeweiligen Kilometerstände fest. "Den Verkäufer einfach um die letzten Inspektionsrechnungen bitten", rät Ahlgrimm. Gibt es weder Rechnungen noch andere Nachweise, sollten Interessenten auf der Hut sein, wenn der Verkäufer das Auto längere Zeit besaß.
Aufhorchen sollte man, wenn ein Auto nach der letzten Inspektion vor ein, zwei Jahren angeblich nur noch ein paar Tausend Kilometer bewegt wurde. Das kann stimmen, muss aber nicht. Misstrauen ist auch dann angebracht, wenn das Fahrzeug im Laufe seines "Lebens" auf eine Mietwagenfirma zugelassen war, der Motor aber nur eine durchschnittliche Laufleistung hinter sich haben soll.
Wer beim Verkauf von privat Zweifel bekommt, sollte immer die Finger vom Geschäft lassen und lieber zu einem seriösen Gebrauchtwagenhändler gehen, empfiehlt Grieving. Ein hundertprozentiger Schutz vor Tachomanipulation sei aber auch dort nicht zu kriegen.
Quelle: rp-online

, das erhöht die Fangemeinde.