REIFENWAHL
Verfasst: Dienstag 14. September 2004, 08:40
Spätestens Ende September raten Verkehrsexperten, möglichst bald auf Winterreifen zu wechseln. Es gibt aber auch Autofahrer, die sich den regelmäßigen Tausch mit Hilfe von Ganzjahresreifen ersparen. Doch welche Wahl ist die richtige?
Grundsätzlich unterscheiden sich Reifen für den Sommer von denen für den Winter durch die Art des Profils und die Gummimischung. "Im Sommer hat man eher große, geschlossene Profilblöcke", sagt Ruprecht Müller, Reifen-Experte des ADAC in München. Dieses Profil ist stabiler und zeigt Vorzüge bei schneller Kurvenfahrt.
"Im Winter ist die Gummimischung weicher, in den Profilblöcken sind Lamellen", so Müller. Die Lamellen sorgen zusammen mit dem weichen Gummi und der Form der Profilblöcke dafür, dass der Reifen sich im Schnee verzahnt, um besser voran zu kommen. "Die Profilblöcke sind dadurch aber auch elastischer, labiler." Das ist bei sportlicher Fahrweise ein Nachteil. Dass viele Autofahrer von den unterschiedlichen Vorzügen überzeugt sind, zeigt die so genannte Umrüstquote: "Rund 50 Prozent der Autofahrer rüsten ihr Fahrzeug saisonal um", sagt Holger Rehberg, technischer Trainer beim Reifenhersteller Goodyear in Köln.
Mitte zwischen Winter- und Sommerpneus
Ganzjahresreifen sollen die Vorteile beider Reifentypen miteinander kombinieren. "Grundsätzlich ist jeder Reifen ein Kompromiss zwischen verschiedenen Anforderungen", sagt Peter Schmidt, Sprecher des Reifenherstellers Dunlop in Hanau. "Der Ganzjahresreifen ist der Kompromiss eines Kompromisses."
Entstanden ist diese Reifenart laut Goodyear nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA. Dort hatten Autofahrer kein Interesse daran, regelmäßig zwischen Sommer- und Winterreifen zu wechseln. "1980 kamen Ganzjahresreifen dann auch hier auf den Markt", sagt Rehberg. Allerdings verändert sich die Konstruktion des Ganzjahresreifens regelmäßig. Mal geht die Abstimmung mehr in Richtung Winterreifen, mal mehr zum Pneu für den Sommer. "Tendenziell liegen die Ganzjahresreifen aber relativ dicht an der Mitte zwischen den beiden", so Rehberg.
Die Frage, ob Ganzjahresreifen eine Alternative sind, beantworten die Experten ähnlich: Es kommt darauf an. "Das ist abhängig von der Verwendung", sagt Ruprecht Müller. "Wer bei sehr schlechtem Wetter keine Zitterpartie erleben will, sollte Winterreifen verwenden." Das gilt natürlich vor allem für Autofahrer, die ihren Wagen täglich benutzen.
"Wer sein Auto bei schlechten Witterungsbedingungen auch mal stehen lassen kann, der kommt auch mit Ganzjahresreifen oder unter Umständen sogar mit den Sommerreifen zurecht", so Müller. Vor allem sind das Autofahrer, die ihren Wagen fast ausnahmslos in Städten bewegen und dort notfalls auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können.
PS-starke Autos brauchen Winterreifen
Ein weiteres Kriterium ist das Auto an sich. "Bei Kleinwagen stellen die auftretenden Kräfte für einen Ganzjahresreifen kein Problem dar", sagt Rehberg. Als Obergrenze sieht er eine Motorleistung von etwa 150 PS (110 kW). Hans-Jürgen Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk in Bonn, würde die Leistungsgrenze noch niedriger bei etwa 100 PS (74 kW) ansetzen: "Grundsätzlich sind Ganzjahresreifen für hoch motorisierte Fahrzeuge nicht zu empfehlen."
Der Reifenhersteller Continental in Hannover bietet erst gar keine Ganzjahresreifen für Pkw an. Laut Sprecher Klaus Engelhart können auch Durchschnittsfahrer in Extremsituationen geraten. "Bei einer Notbremsung brauche ich die besten Eigenschaften." Die biete ein auf die Verhältnisse zugeschnittener Reifen eher als ein Allround-Modell.
Wie viele Ganzjahresreifen verkauft werden, ist übrigens nicht bekannt. Da die Pneus rechtlich als Winterreifen gelten, sind sie statistisch nicht erfasst.
Quelle: spiegel.de
Grundsätzlich unterscheiden sich Reifen für den Sommer von denen für den Winter durch die Art des Profils und die Gummimischung. "Im Sommer hat man eher große, geschlossene Profilblöcke", sagt Ruprecht Müller, Reifen-Experte des ADAC in München. Dieses Profil ist stabiler und zeigt Vorzüge bei schneller Kurvenfahrt.
"Im Winter ist die Gummimischung weicher, in den Profilblöcken sind Lamellen", so Müller. Die Lamellen sorgen zusammen mit dem weichen Gummi und der Form der Profilblöcke dafür, dass der Reifen sich im Schnee verzahnt, um besser voran zu kommen. "Die Profilblöcke sind dadurch aber auch elastischer, labiler." Das ist bei sportlicher Fahrweise ein Nachteil. Dass viele Autofahrer von den unterschiedlichen Vorzügen überzeugt sind, zeigt die so genannte Umrüstquote: "Rund 50 Prozent der Autofahrer rüsten ihr Fahrzeug saisonal um", sagt Holger Rehberg, technischer Trainer beim Reifenhersteller Goodyear in Köln.
Mitte zwischen Winter- und Sommerpneus
Ganzjahresreifen sollen die Vorteile beider Reifentypen miteinander kombinieren. "Grundsätzlich ist jeder Reifen ein Kompromiss zwischen verschiedenen Anforderungen", sagt Peter Schmidt, Sprecher des Reifenherstellers Dunlop in Hanau. "Der Ganzjahresreifen ist der Kompromiss eines Kompromisses."
Entstanden ist diese Reifenart laut Goodyear nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA. Dort hatten Autofahrer kein Interesse daran, regelmäßig zwischen Sommer- und Winterreifen zu wechseln. "1980 kamen Ganzjahresreifen dann auch hier auf den Markt", sagt Rehberg. Allerdings verändert sich die Konstruktion des Ganzjahresreifens regelmäßig. Mal geht die Abstimmung mehr in Richtung Winterreifen, mal mehr zum Pneu für den Sommer. "Tendenziell liegen die Ganzjahresreifen aber relativ dicht an der Mitte zwischen den beiden", so Rehberg.
Die Frage, ob Ganzjahresreifen eine Alternative sind, beantworten die Experten ähnlich: Es kommt darauf an. "Das ist abhängig von der Verwendung", sagt Ruprecht Müller. "Wer bei sehr schlechtem Wetter keine Zitterpartie erleben will, sollte Winterreifen verwenden." Das gilt natürlich vor allem für Autofahrer, die ihren Wagen täglich benutzen.
"Wer sein Auto bei schlechten Witterungsbedingungen auch mal stehen lassen kann, der kommt auch mit Ganzjahresreifen oder unter Umständen sogar mit den Sommerreifen zurecht", so Müller. Vor allem sind das Autofahrer, die ihren Wagen fast ausnahmslos in Städten bewegen und dort notfalls auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können.
PS-starke Autos brauchen Winterreifen
Ein weiteres Kriterium ist das Auto an sich. "Bei Kleinwagen stellen die auftretenden Kräfte für einen Ganzjahresreifen kein Problem dar", sagt Rehberg. Als Obergrenze sieht er eine Motorleistung von etwa 150 PS (110 kW). Hans-Jürgen Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk in Bonn, würde die Leistungsgrenze noch niedriger bei etwa 100 PS (74 kW) ansetzen: "Grundsätzlich sind Ganzjahresreifen für hoch motorisierte Fahrzeuge nicht zu empfehlen."
Der Reifenhersteller Continental in Hannover bietet erst gar keine Ganzjahresreifen für Pkw an. Laut Sprecher Klaus Engelhart können auch Durchschnittsfahrer in Extremsituationen geraten. "Bei einer Notbremsung brauche ich die besten Eigenschaften." Die biete ein auf die Verhältnisse zugeschnittener Reifen eher als ein Allround-Modell.
Wie viele Ganzjahresreifen verkauft werden, ist übrigens nicht bekannt. Da die Pneus rechtlich als Winterreifen gelten, sind sie statistisch nicht erfasst.
Quelle: spiegel.de