
Aber lest selbst :
Standpunkt: Danke, es reicht!
John Lennon ist tot, Jim Morrison ist tot, Kurt Cobain auch – und jetzt endlich auch der Käfer. Sicher, Tausende werden ein bis zwei Tränchen vergießen, wenn diesen Sommer die letzte Knutschkugel im mexikanischen Puebla vom Band läuft, aber das ist nun mal das Schicksal aller Superstars. Außerdem wollen wir bei aller Liebe doch nicht vergessen, dass damit auch ein überaus gefährliches, durstiges und nicht sonderlich umweltfreundliches Auto von den Straßen verschwindet.
Anders sieht die Lage beim New Beetle aus. Der wird nämlich nie ein Superstar und darum können wir auch getrost auf ihn verzichten. Im Gegensatz zu seinem legendären Vorfahren kann der neue nämlich nichts besser als die Mitbewerber seiner Zeit.
Er ist weder preiswert und damit attraktiv für junge Leute, noch fährt er sich besonders aufregend - was man zumindest dem neuen Mini als weiterem Vertreter der Retro-Welle attestieren kann. Stattdessen gibt’s nüchterne Golf-Technik. Dazu den Luftwiderstand einer norddeutschen Schrankwand und den entsprechenden Spritverbrauch. Die niedrigere Höchstgeschwindigkeit kommt noch obenauf. Über den Winzkofferraum und die nicht vorhandene Übersichtlichkeit wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst reden.
„Aber er ist doch so toll designt“, werden mir jetzt einige entgegen halten. Noch nicht mal das zieht. Wenn es einen Preis für formvollendetes Design auf der Golf-Plattform gibt, dann gebührt die Krone zweifelsfrei dem Audi TT, der sich ganz nebenbei auch noch gut fährt.
Der New Beetle verkauft sich nur bei den Amerikanern gut, weil die traditionell weniger von Kompaktwagen verstehen. Und sollte besser ganz eingestellt werden. In Puebla könnten stattdessen wieder echte Volkswagen vom Band laufen, zum Beispiel ein preiswertes Einsteigermodell unterhalb des Lupo. Das täte nicht nur dem südamerikanischen Markt gut, sondern auch den Youngstern hierzulande, die keine 10 000 Euro für einen nackten Basislupo übrig haben.
Eine Bildergalerie zum Abschied vom Käfer finden Sie unter www.wiwo.de/bilder.
THOMAS KATZENSTEINER
Quelle : Wirtschaftswoche Online